Geschichte unseres Stadtteils - 6. Kapitel

 

 

Kapitelübersicht

 

Nürnberg und St. Johannis im 14. Jahrhundert
st-johannis-burg-friedhof
Bildrechte Förderverein Kulturhistorisches Museum Nürnberg e.V.

Die wesentlichen Ereignisse im 14. Jahrhundert wurden in den letzten Kapiteln ausführlich beschrieben.

  • 1307 Stiftung einer wöchentlichen Messe für die Insassen des Siechkobels.
  • 1346 Neue Stadtmauer 3. Mauerring
  • 1350 Stiftung des Pilgrimspitals von Berthold Haller.
  • 1356 Verkündigungsort der damaligen Reichsgrundgesetze – Goldene Bulle - jeder Kaiser wird seinen ersten Reichstag in Nürnberg abhalten.
  • 1377 Weihe der Johanniskapelle durch Titular-Erzbischof Heinrich III.
  • 1395 Weihe des Langhauses der Johanniskapelle.

 

Für die vierziger und fünfziger Jahre dieses Jahrhunderts hat der Chronist noch mehrere wichtige Ereignisse zu vermelden. Sie beeinflussen das soziale und wirtschaftliche Leben der Reichsstadt auf lange Zeit hinaus entscheidend.

1347 trat die erste Pestepidemie auf. Der enge Zusammenhang mit der schon vorhandenen Beulenpest war noch nicht bekannt. Sie hieß deshalb auch anders. Unter dem Namen „der große Sterb“ war sie dem Menschen der damaligen Zeit geläufig.

Einzelbeerdigungen waren auf dem Höhepunkt der Seuche nicht mehr durchzuführen. Man musste die Toten in Sammelgräbern beerdigen. Die Kirchhöfe von St. Sebald und St. Lorenz waren dafür nicht mehr aufnahmefähig. So ist es wahrscheinlich, dass hierfür ein Gottesacker in St Johannis, östlich des Kirchhofes der St Johanniskapelle, geschaffen wurde. Für spätere Pestepidemieen ist dies bezeugt. Der ersten Pestepidemie folgten noch drei weitere in den Jahren 1377, 1379 und 1399.

Man suchte nach den Gründen für diese Gottesgeißel. Dabei machte man es sich allzu leicht, einen Schuldigen zu finden. Die Juden wurden bezichtigt, die Brunnen vergiftet zu haben. Schwere Judenpogrome waren die Folge. Das Judenghetto, bisher in zentraler Stadtlage und schon deshalb vielen Bürgern ein Dorn im Auge, wurde abgerissen. Es befand sich am heutigen Hauptmarkt und am östlich vom Hauptmarkt gelegenen Obstmarkt. Durch den Abriss entstanden die beiden großen Plätze. Dazwischen stiftete Kaiser Karl IV. eine Kapelle, die Frauenkirche.
 
Um die gleiche Zeit erhoben sich die Handwerker mit ihren Zünften und verlangten ein Mitspracherecht im Rat der Stadt.

Ein patrizischer Rat von 26 Mitgliedern wurde jährlich von Standesgenossen und Genannten gewählt.  Daraus wurden 2 Mitglieder mit unmittelbaren Leitung beauftragt. Die Leitung wechselte alle 4 Wochen. Es gab daher in einem Jahr = Wahlperiode 26 Bürgermeister.

Der Rat trat täglich zusammen und entschied mehrheitlich. Diese demokratische Regierungsform der Stadt wurde von 1313 bis 1794 ausgeübt.

Im mehrjährigen Streit siegte die Stadt. Fortan verbot sie die Zünfte und bildete damit die große Ausnahme unter den Reichsstädten. An die Stelle der Zünfte trat nun das Rugamt (Rug = Rüge): Das Schiedsgericht für die Handwerker bei Streitfragen und auch Beschwerden, sie aber auch vor Konkurrenz und ruinösem Wettbewerb schützte. Bei dem Fleiß seiner Handwerker und der sprichwörtlichen Neigung des Nürnbergers zum „Tüfteln“ konnte das Handwerk so zu hoher Blüte gelangen.

Ab 1346 wurde begonnen, den 3. Mauerring als Verteidigungsanlage auszubauen. Die Kaiserburg, ältester Teil des späteren Befestigungsystems, wurde zum Richtpunkt für die spätere Mauerführung.

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Bild der Stadt Nürnberg um 1250 und 1325

 

Der 3. Mauerring sollte die beiden zunächst getrennten Stadtteile, die Sebalder Seite im Norden und die Lorenzer Seite im Süden, zusammenfassen. Auf dem rechten Bild ist in der unteren Hälfte der Verlauf des 3. neuen Mauerrings zu erkennen, wie er heute noch steht.

Nach Norden dehnte sich die Stadt nicht weiter aus. Es ist auch nicht anzunehmen, dass die Stadt plante, sich nach Westen weiter auszudehnen und ihr Befestigungssystem voran zu schieben. Obwohl erste Ansätze für eine Besiedlung westlich des Neutors vorhanden waren, Pilgrimspital und Siechkobel, unterblieb jede weitere Bebauung. Das Hanggebiet südlich der Johannisstraße war bis 1419 absolutes Eigentum des Deutschen Ordens. Das Gebiet nördlich der Johannisstraße war Lehensgebiet der Burggrafen.

Unabhängig davon errichteten die Nürnberger ein Tor mit einer Schranke an der wichtigen Straße nach Frankfurt, der heutigen Johannisstraße, am westlichen Landgraben, der heutigen Brückenstraße. Bereits hier wurden Reisende kontrolliert, auch um Wegezölle zu kassieren. Bei dem Wachstum der Stadt und dem zunehmenden Verkehr wird es wohl zum Hindernis geworden sein.

Im Jahr 1381 wurde vom Rat der Stadt dann endgültig  ein Neubau von Häusern außerhalb der Stadtmauern in Richtung Johannis verboten. Für die Geschichte der Vorstadt bedeutete dies eine Zäsur. Sie verhinderte für fast zwei Jahrhunderte eine Besiedlung der Vorstadt und machte Johannis zu dem, was es lange Zeit für die Nürnberger war: Eine Idylle, ein Meer von Gärten. Neben der Hallerwiese wurde der Spaziergang zum Johanniskirchlein zu einem beliebten Zeitvertreib für die Nürnberger.

Im Plan von Hans Bien 1620 sind die Barockgärten über die ganze Vorstadt verteilt. Einige der Gärten existieren heute noch in der Johannisstraße.
Bildrechte beim Autor

Im Plan von Hans Bien 1620 sind die Barockgärten über die ganze Vorstadt verteilt. Einige der Gärten existieren heute noch in der Johannisstraße.

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Das Bild zeigt den Barockgarten in der Johannisstr. 47, einen Hesperidengarten. In dem vorderen Teil ist heute das “Barockhäusle” untergebracht. In dem Gebäude befinden sich ein Kaffee und eine Weinstube. Sie verfügen auch über einen der schönsten Nürnberger
Biergärten.

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Das Bild zeigt den Barockgarten in der Johannisstr. 13. Er liegt unscheinbar hinter einer Fassade verborgen. Wenn man durch das Eingangstor schreitet, offenbart sich einem ein wunderschöner Anblick. Manche Barockgärten hatten bestimmte Themen ausgewählt. Hier in der Johannisstr. 13 ist das Thema ein Planetengarten. Man kann den Garten zu jeder Zeit besichtigen. Die Tür ist offen.

 

Die meisten der Gartenanlagen bestanden bis 1945. Im Krieg wurden viele zerstört. Auch die dazugehörige Wasserversorgung, die durch ein Pumpwerk in der Großweidenmühle gespeißt wurden. Nach dem Krieg fehlte es vielfach am Geld, um die Gärten wieder in Stand zu
setzen. Auch brauchte man den Grund und Boden, um schnell in Stadtnähe Wohnungen zu errichten

In diesem Zusammenhang ist über ein anderes Verbot zu berichten, das ebenfalls für die Geschichte der Vorstadt bedeutsam wurde. In einer Bulle Papst Urbans VI. (1378-1389) von 1388 wurde verfügt, dass in einem Umkreis von „ ein drittel bis ein viertel meil“ der Lorenzer und Sebalder Pfarrei keine neue errichtet werden dürfe. Die beiden Nürnberger mächtigen Pfarreien mit ihrer zahlreichen Priesterschaft trieben Machtpolitik.

Weitere selbstständige Pfarreien wären wahrscheinlich dem Bischof von Bamberg unterstellt worden. Ein solcher Pfarrer hätte einen Burggrafen zum Herren gehabt. Nur so konnte man markgräflicher Macht entgegenwirken. Der Kaplan von St. Johannis unterstand St. Sebald. Er war nur für die Bewohner des Siechkobels zuständig. Eine Ausnahme war für Notfälle beim Spenden von Sterbesakramenten gestattet.